FONTAINE

Der große französische Fabeldichter Jean de la Fontaine kam im Zeichen des Krebses zur Welt, der am 8. Juli 1621 in Chateau-Thierry geboren wurde. La Fontaine verkörpert den flatterhaften Krebs-Typ. Er war unstet, schrullig, egozentrisch; unfähig, Verantwortung zu tragen. Bedenkenlos gab er das Amt eines Forstmeisters auf, als es ihn langweilte, bedenkenlos verließ er Frau und Kind, keinen Gedanken daran verschwendend, wer die beiden versorgen sollte. Auch das - die Neigung nämlich, von heute auf morgen mit dem gewohnten Lebenskreis, mit den Angehörigen zu brechen - kann typisch für eine gewisse Sorte Krebs sein. La Fontaine blieb sein Leben lang ein verwöhntes, verhätscheltes Kind, das völlig in der Traumwelt seiner Verse und Fabelgestalten aufging. Immer wieder zog es ihn zu mütterlichen Frauen. Und da diese Mütterlichen nebenbei vermögend und einflussreich waren, brauchte er sich ums tägliche Brot nie Gedanken zu machen. Er war der Günstling von Maria Mancini, Marguerite von Lothringen, Madame de la Sablière, der Herzogin von Bouillon und der Madadame d` Hervat, sie alle umsorgten, umhätschelten ihn und beschützten ihn vor der Unbill der Realität. Dank ihrer Unterstützung und Hilfe konnte er sein kindlich verantwortungsloses Leben führen, ohne Schaden zu nehmen. Jean de la Fontaine war phantasievoll, neugierig, anmutig, träumerisch, einer, der das Leben genoß und Eindrücke in sich aufsog wie die Erde den Regen. Er wirkte oft faul, passiv, träge, schläfrig - doch seine Fabeln zeigen, daß er auch hart arbeiten konnte, freilich nur über kurze Zeiträume hinweg. Was er schrieb, ist nämlich perfekt, formvollendet, ausgefeilt und ganz gewiß nicht das flüchtige Augenblickswerk eines Menschen, der gedankenlos vor sich hinschrieb.